Die Freiheit der Anderen - Libanesische Frauen und ihre Dienerinnen
Sie haben oft keinen Tag im Monat frei, die meisten dürfen das Haus alleine nicht verlassen, müssen ihren Reisepass abgeben und werden nicht selten geschlagen oder durch Essensentzug bestraft. Sie können ihr Dienstverhältnis nicht kündigen. Wenn sie weglaufen, werden sie als Illegale von der Polizei gesucht. Jede Woche stirbt mindestens ein Dienstmädchen durch unbekannte Ursachen.
Diese Zustände gelten zwar auch im Libanon selbst als problematisch, dennoch ist das sogenannte Kafala-System fest in der Gesellschaft verankert. Für den Haushalt sind die Frauen verantwortlich. Unterstützung für die Pflege von Angehörigen oder die Kinderbetreuung gibt es kaum vom Staat. Deshalb stellen libanesische Frauen aus allen Schichten und Religionsgruppen billige Arbeitskräfte ein – nicht nur wenn sie selbst arbeiten gehen wollen.
Die Gesellschaft erwartet von den Frauen eine strenge Hand bei der Führung ihrer Angestellten. Entsprechend hart gehen sie mit den Dienstmädchen um, die sie gleichzeitig nicht selten als ihre Tochter bezeichnen. Wie bewegen sich libanesische Frauen in diesem Spannungsverhältnis? Wie weit sind sie bereit zu gehen, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen? Ist die Unterdrückung einer anderen Frau der Preis für die eigene Freiheit?
Deutschlandfunk Feature von Charlotte Bruneau und Stephanie Rohde vom 22.10.2019